Die Herstellung von aromatischem Quittensaft ist ein Prozess, der das volle Potenzial dieser Herbstfrucht entfaltet. Anders als bei vielen schnell gepressten Säften, konzentriert sich dieses Rezept auf eine langsame, schonende Extraktion, die zu einem außergewöhnlich klaren und geschmacksintensiven Ergebnis führt. Du lernst hier nicht nur die genauen Schritte, sondern auch die küchentechnischen Hintergründe, die für die Qualität entscheidend sind. Dieser Beitrag erklärt die Funktion der Zutaten, die kritischen Phasen des Kochprozesses und wie du typische Fehler, wie einen trüben Saft, vermeidest. Das Ziel ist es, dir das Wissen zu vermitteln, um konsistent hochwertigen Quittensaft herzustellen, der als Basis für Gelees, Schorlen oder als purer Genuss dient.

Aromatischer Quittensaft aus frischen Früchten
Kochutensilien
- 1 Großer Kochtopf (mind. 5 Liter)
- 1 Passiertuch oder sehr feines Sieb Ein sauberes Geschirrtuch funktioniert ebenfalls.
- 4 Sterilisierte Glasflaschen mit Schraubverschluss (à 250 ml) Oder 1 große 1-Liter-Flasche
- 1 Schaumkelle
Zutaten
Für den Saft
- 1.5 kg reife Quitten Sollten intensiv duften.
- 2 L Wasser
- 100 g Zucker Menge je nach Geschmack anpassen.
- 1 Bio-Zitrone Saft und Schale (in Zesten) werden benötigt.
- 1 Stange Zimt
- 1 Schote Vanille Längs aufgeschlitzt.
- 2 Sternanis
- 3 Nelken
Anleitungen
- Quitten vorbereiten: Den feinen Flaum der Quitten mit einem trockenen Küchentuch gründlich abreiben. Anschließend die Früchte waschen, vierteln und das Kerngehäuse entfernen. Die Schale unbedingt dranlassen, da sie viel Pektin und Aroma enthält. Die Quittenviertel in grobe Stücke schneiden.
- Erster Kochvorgang: Die Quittenstücke zusammen mit dem Wasser, den Zitronenzesten, der Zimtstange, der aufgeschlitzten Vanilleschote, Sternanis und den Nelken in einen großen Topf geben. Alles aufkochen lassen und dann bei mittlerer Hitze zugedeckt ca. 60 Minuten köcheln lassen, bis die Quitten sehr weich sind und zerfallen.
- Saft abseihen: Ein großes Sieb mit einem sauberen Passiertuch auslegen und über eine große Schüssel oder einen zweiten Topf hängen. Den Topfinhalt vorsichtig in das Sieb gießen und den Saft über mehrere Stunden (ideal sind 4-6 Stunden oder über Nacht) vollständig abtropfen lassen. Wichtig: Für einen klaren Saft die Fruchtmasse nicht durch das Tuch drücken!
- Saft fertigstellen: Den aufgefangenen, klaren Saft abmessen (es sollten etwa 1 bis 1,2 Liter sein). Den Saft zusammen mit dem Zucker und dem frisch gepressten Zitronensaft in einen sauberen Topf geben. Unter Rühren aufkochen und ca. 5-10 Minuten leise köcheln lassen, bis sich der Zucker vollständig aufgelöst hat.
- Abschäumen und Abfüllen: Falls sich an der Oberfläche Schaum bildet, diesen mit einer Schaumkelle sorgfältig entfernen. Den kochend heißen Saft sofort bis zum Rand in die vorbereiteten, sterilisierten Flaschen füllen und diese umgehend fest verschließen.
- Abkühlen und Lagern: Die fest verschlossenen Flaschen langsam bei Raumtemperatur abkühlen lassen. An einem kühlen, dunklen Ort (z.B. Keller oder Speisekammer) gelagert, ist der Saft mehrere Monate haltbar. Geöffnete Flaschen im Kühlschrank aufbewahren und innerhalb weniger Tage verbrauchen.
Notizen
- Tipp für klaren Saft: Geduld ist hier der Schlüssel. Wenn Sie die Fruchtmasse durch das Tuch pressen, wird der Saft trüb. Lassen Sie ihn einfach von selbst durchlaufen, um ein kristallklares, goldenes Ergebnis zu erzielen.
- Fruchtfleisch verwerten: Werfen Sie das abgetropfte Quittenmus nicht weg! Es lässt sich hervorragend zu Quittenbrot (einer Art Fruchtleder) oder zu einem aromatischen Quittenmus weiterverarbeiten. Entfernen Sie dazu einfach die Gewürze, passieren Sie die Masse durch ein Sieb und kochen Sie sie mit etwas Zucker ein.
- Flaschen sterilisieren: Flaschen und Deckel gründlich mit heißem Wasser und Spülmittel reinigen. Anschließend für ca. 15 Minuten bei 120 °C (Ober-/Unterhitze) im Backofen erhitzen oder mit kochendem Wasser ausspülen. Die Deckel in einem kleinen Topf mit kochendem Wasser für einige Minuten abkochen.
- Variante mit Dampfentsafter: Wenn Sie einen Dampfentsafter besitzen, vereinfacht sich der Prozess. Die vorbereiteten Quitten in den Fruchtkorb geben, Gewürze hinzufügen und nach Herstelleranleitung entsaften. Der gewonnene Saft muss dann nur noch mit Zucker und Zitronensaft abgeschmeckt und kurz aufgekocht werden, bevor er abgefüllt wird.
Das Wichtigste auf einen Blick
- Schwierigkeit: Mittel
- Ideal für: Vorratshaltung für die kalte Jahreszeit, Basis für Gelee
- Besonderheit: Maximale Aromaextraktion und Klarheit durch langsames Abtropfen
- Schlüssel-Tipp: Das Fruchtmus niemals durch das Tuch drücken, um einen klaren Saft zu garantieren.
Warum langsames Abtropfen der Schlüssel zu klarem Quittensaft ist
Die zentrale Technik dieses Rezepts ist das passive Abtropfenlassen des gekochten Fruchtmuses anstelle des aktiven Pressens. Der Grund dafür liegt in der chemischen Zusammensetzung der Quitte. Quitten, insbesondere ihre Schalen und Kerngehäuse, sind extrem reich an Pektin. Pektin ist ein Polysaccharid, das in Wasser aufquillt und bei Erhitzung mit Zucker und Säure ein Gel bildet – die Grundlage für jede Konfitüre und jedes Gelee. Wenn du das weichgekochte Fruchtmus durch ein Tuch drückst, werden nicht nur feine Fruchtpartikel, sondern auch große Mengen Pektin in den Saft gepresst. Die Konsequenz: Der Saft wird trüb und oft schleimig in der Konsistenz. Beim späteren Aufkochen geliert er möglicherweise sogar leicht. Durch das langsame, schwerkraftbasierte Abtropfen wird nur die reine, aromatisierte Flüssigkeit extrahiert, während der Großteil des Pektins und die Feststoffe im Tuch zurückbleiben. Das Ergebnis ist ein brillanter, klarer Saft mit konzentriertem Aroma.
Zutatenqualität als Fundament: Die Wahl der richtigen Quitten und Gewürze
Die Qualität des Endprodukts wird maßgeblich durch die Auswahl der Rohstoffe bestimmt. Bei diesem Rezept sind die Quitten selbst die unangefochtenen Hauptdarsteller.
Apfel- vs. Birnenquitten: Welche Sorte für Quittensaft?
Obwohl beide Sorten geeignet sind, haben sie unterschiedliche Eigenschaften, die das Endergebnis beeinflussen. Die Wahl hängt von der gewünschten Geschmacksnote ab.
Apfelquitten (z.B. ‚Konstantinopeler‘)
- Aroma: Kräftig, herb, zitrusartig und sehr intensiv.
- Fruchtfleisch: Hart, trocken und körnig. Enthält mehr Pektin.
- Ergebnis: Ein Saft mit starkem Charakter und ausgeprägter Säure. Ideal für alle, die ein intensives Quittenaroma bevorzugen.
Birnenquitten (z.B. ‚Champion‘)
- Aroma: Milder, blumiger und süßlicher als Apfelquitten.
- Fruchtfleisch: Weicher und weniger körnig.
- Ergebnis: Ein feinerer, sanfterer Saft. Eine gute Wahl, wenn der Saft pur getrunken werden soll und weniger Herbe gewünscht ist.
Unabhängig von der Sorte ist die Reife entscheidend. Reife Quitten erkennst du an einer gleichmäßig gelben Farbe ohne grüne Stellen und einem intensiven, blumigen Duft. Unreife Früchte liefern einen Saft mit deutlich weniger Aroma und mehr unangenehmer Säure.
Die Funktion von Zitrone und Gewürzen
Die weiteren Zutaten sind keine bloße Dekoration, sondern erfüllen spezifische Funktionen. Die Bio-Zitrone liefert nicht nur frische Aromen durch die Zesten, sondern auch Säure (Zitronensäure). Diese Säure hat zwei Aufgaben: Sie balanciert die Süße des Zuckers aus und unterstützt das Pektin beim späteren Gelieren, falls du aus dem Rest Quittengelee machen möchtest. Zudem wirkt sie als natürliches Konservierungsmittel. Die Gewürze – Zimt, Vanille, Sternanis und Nelken – fügen dem Saft eine komplexe, wärmende Tiefe hinzu. Ihre ätherischen Öle sind fettlöslich und geben ihr Aroma während des langen Kochvorgangs optimal an das Wasser ab.
Die Zubereitung gemeistert: Kritische Techniken für perfekten Saft
Der Erfolg hängt von der präzisen Ausführung weniger, aber entscheidender Schritte ab. Jeder Schritt hat einen direkten Einfluss auf Klarheit, Geschmack und Haltbarkeit.
Schritt 1: Die richtige Vorbereitung der Quitten
Das gründliche Abreiben des Flaums ist kein optionaler Schritt. Dieser feine Pelz auf der Schale enthält Bitterstoffe, die beim Kochen in den Saft übergehen und den Geschmack negativ beeinflussen würden. Ein trockenes Tuch ist hierfür am effektivsten. Die Schale und das Kerngehäuse werden bewusst mitgekocht, da sie die Hauptträger von Aroma und Pektin sind. Würdest du die Quitten schälen, ginge ein Großteil des charakteristischen Geschmacks verloren.
Wichtiger Hinweis: Geduld ist der Schlüssel zur Klarheit
Der kritischste Moment ist das Abseihen des Saftes. Widerstehe unbedingt der Versuchung, das Fruchtmus durch das Tuch zu drücken, um mehr Saft zu gewinnen. Dieser Druck würde, wie oben erklärt, feine Partikel und Pektin freisetzen und einen klaren Saft unmöglich machen. Plane ausreichend Zeit ein (mindestens 4-6 Stunden) und lasse die Schwerkraft ihre Arbeit tun.
Schritt 2: Haltbarmachung durch finales Kochen und steriles Abfüllen
Nachdem der reine Saft aufgefangen wurde, muss er konserviert werden. Das erneute Aufkochen mit Zucker und Zitronensaft dient nicht nur der Geschmacksabstimmung, sondern auch der Haltbarkeit. Der Zucker wirkt als Konservierungsmittel, indem er Wasser bindet und Mikroorganismen die Lebensgrundlage entzieht. Das kochend heiße Abfüllen in sterilisierte Flaschen ist essenziell. Durch die Hitze werden Keime in den Flaschen abgetötet. Beim Abkühlen zieht sich die Luft im geringen Freiraum über dem Saft zusammen und erzeugt einen Unterdruck. Dieser Unterdruck versiegelt den Deckel fest und schützt den Inhalt vor dem Eindringen von Luft und Mikroorganismen, was eine lange Haltbarkeit bei Raumtemperatur ermöglicht.
Profi-Tipp: Flaschen korrekt sterilisieren
Die einfachste Methode zur Sterilisation ist im Backofen. Spüle die Flaschen und Deckel gründlich mit heißem Wasser aus und stelle sie ohne Deckel auf ein Backblech. Heize den Ofen auf 130 °C (Ober-/Unterhitze) und lasse die Flaschen für mindestens 15 Minuten darin. Fülle den heißen Saft direkt in die heißen Flaschen, um ein Zerspringen des Glases zu vermeiden.
Quittensaft verfeinern und richtig lagern
Einmal hergestellt, bietet der Quittensaft eine hervorragende Basis für weitere Kreationen und erfordert eine korrekte Lagerung, um seine Qualität zu bewahren.
Mögliche Variationen
Dieses Rezept ist eine exzellente Grundlage. Du kannst es leicht anpassen:
- Andere Gewürze: Ersetze oder ergänze die Gewürze durch eine Scheibe frischen Ingwer, einige Kardamomkapseln oder ein Stück Orangenschale für eine andere Aromanote.
- Zucker reduzieren: Wenn du den Saft hauptsächlich für Schorlen verwenden möchtest, kannst du die Zuckermenge reduzieren. Beachte jedoch, dass dies die Haltbarkeit leicht verringern kann.
- Mischsäfte: Koche die Quitten zusammen mit Äpfeln oder Birnen, um einen gemischten Herbstsaft herzustellen.
Aufbewahren, Aufwärmen & Einfrieren
Die richtige Lagerung ist entscheidend. Ungeöffnete Flaschen sollten an einem kühlen, dunklen Ort wie einem Keller oder einer Speisekammer gelagert werden. Direktes Sonnenlicht kann die Farbe des Saftes verändern und den Abbau von Aromen beschleunigen. So gelagert, ist der Saft mehrere Monate bis zu einem Jahr haltbar.
Sobald eine Flasche geöffnet ist, muss sie im Kühlschrank aufbewahrt und innerhalb von 3-5 Tagen verbraucht werden. Der Kontakt mit Sauerstoff startet den Oxidationsprozess. Einfrieren ist ebenfalls eine Option. Fülle den abgekühlten Saft dafür in gefriergeeignete Behälter und lasse ausreichend Platz (ca. 10 %), da sich die Flüssigkeit beim Gefrieren ausdehnt. Die Textur wird dadurch nicht beeinträchtigt.
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Warum ist mein Quittensaft trüb geworden?
Die häufigste Ursache für trüben Quittensaft ist, dass das Fruchtmus während des Abseihens durch das Tuch gedrückt oder gerührt wurde. Dies setzt feine Fruchtpartikel und überschüssiges Pektin frei, die den Saft eintrüben. Für ein klares Ergebnis ist es entscheidend, den Saft nur passiv durch Schwerkraft abtropfen zu lassen.
Kann ich den übrig gebliebenen Quittenbrei weiterverwenden?
Ja, unbedingt. Der im Tuch zurückgebliebene Fruchtbrei ist reich an Pektin und Aroma und die perfekte Basis für Quittengelee oder Quittenbrot (Dulce de Membrillo). Da er bereits weichgekocht ist, musst du ihn nur noch mit Zucker (und ggf. etwas Zitronensaft) nach Packungsanweisung für Gelierzucker oder nach Rezept einkochen.
Wie lange ist der selbstgemachte Quittensaft haltbar?
Wenn der Saft kochend heiß in sterilisierte Flaschen abgefüllt und sofort luftdicht verschlossen wird, ist er an einem kühlen, dunklen Ort mehrere Monate, oft bis zu einem Jahr, haltbar. Nach dem Öffnen sollte die Flasche im Kühlschrank gelagert und innerhalb weniger Tage aufgebraucht werden.
Muss ich den Flaum der Quitten wirklich entfernen?
Ja, dieser Schritt ist für einen reinen Geschmack sehr wichtig. Der feine Flaum auf der Quittenschale enthält Bitterstoffe. Wenn er nicht entfernt wird, können diese Stoffe während des Kochens in den Saft übergehen und ihm eine unangenehm herbe oder bittere Note verleihen.




