Ein gelungenes Raclette steht und fällt mit der Qualität der Rohprodukte und der präzisen Vorbereitung, dem sogenannten Mise en place. Im Gegensatz zu klassischen Gerichten findet der eigentliche Garprozess direkt am Tisch statt. Deine Aufgabe als Gastgeber ist es, eine Auswahl an Zutaten bereitzustellen, die sowohl texturell als auch geschmacklich harmonieren. Die Kombination aus geschmolzenem, fetthaltigem Käse und der Säure von Cornichons oder Silberzwiebeln sorgt für den notwendigen kulinarischen Ausgleich am Gaumen. Dieser Beitrag liefert dir alle relevanten Fakten zur Mengenkalkulation, zur Auswahl der richtigen Kartoffelsorte und zur optimalen Schnitttechnik für Fleisch und Gemüse.

Cremiges Raclette mit würzigen Pfännchen-Variationen
Kochutensilien
- 1 Raclette-Grill mit mindestens 8 Pfännchen
- 1 Großer Kochtopf* für die Kartoffeln
- 8 Holzschaber
- 1 Schneidebrett & Messer
- 1 Servierschalen-Set für die Zutaten
Zutaten
Basis & Käse
- 800 g Raclette-Käse in Scheiben (würzig oder mild nach Wahl)
- 1.2 kg Kartoffeln festkochend (z.B. Drillinge oder Bamberger Hörnchen)
Gemüse & Frisches
- 3 Stück Paprikaschoten rot, gelb und grün gemischt
- 250 g Champignons braun, geputzt
- 1 Stück Zwiebel rot, mittelgroß
- 1 Dose Mais klein, abgetropft
Fleisch & Beilagen
- 300 g Rinderfilet oder Schweinefilet, in feine Streifen geschnitten
- 150 g Speckwürfel geräuchert
- 1 Glas Silberzwiebeln
- 1 Glas Cornichons
- 2 Stangen Baguette frisch
Anleitungen
- Kartoffeln vorbereiten: Die festkochenden Kartoffeln gründlich waschen und in einem großen Topf mit Salzwasser je nach Größe ca. 15–20 Minuten garkochen (Pellkartoffeln). Anschließend abgießen und im Topf warmhalten oder in eine servierfähige Schale umfüllen.
- Gemüse schneiden: Während die Kartoffeln kochen, das Gemüse vorbereiten. Paprika waschen, entkernen und in kleine Würfel oder Streifen schneiden. Champignons putzen und in feine Scheiben schneiden. Die rote Zwiebel schälen und in feine Ringe oder Würfel hacken.
- Fleisch und Käse anrichten: Das Rinderfilet in mundgerechte, dünne Streifen schneiden (für die Grillplatte oben). Den Raclette-Käse, falls am Stück gekauft, in ca. 0,5 cm dicke Scheiben schneiden, die genau in die Pfännchen passen. Die Rinde kann bei hochwertigem Raclette-Käse meist mitgegessen werden (Verpackungshinweis beachten).
- Tisch decken: Alle Zutaten (Gemüse, Speck, Fleisch, Mais, Silberzwiebeln, Cornichons) in kleine Schälchen füllen und auf dem Tisch verteilen, sodass jeder Gast gut herankommt. Den Raclette-Grill in die Mitte stellen und vorheizen. Baguette in Scheiben schneiden und im Brotkorb bereitstellen.
- Raclette genießen: Jeder Gast befüllt sein Pfännchen nach Wahl mit Kartoffelscheiben, Gemüse oder Speck und legt eine Scheibe Käse darüber. Das Pfännchen unter den Heizstab schieben, bis der Käse goldgelb schmilzt und leichte Blasen wirft. Parallel kann auf der oberen Platte das Fleisch kurz und heiß angebraten werden.
Notizen
Mengen-Kalkulation
Rechnen Sie pro Person mit ca. 200–250 g Käse und ca. 250–300 g Kartoffeln. Dies stellt sicher, dass auch für hungrige Gäste genug da ist.Getränkeempfehlung
Ein trockener Weißwein (z.B. Fendant oder Riesling) passt hervorragend, da die Säure hilft, den fetthaltigen Käse zu verdauen. Alternativ ist warmer Kräuter- oder Schwarztee eine traditionelle und bekömmliche Begleitung.Das Wichtigste auf einen Blick
- Schwierigkeit: Einfach (Fokus liegt auf Einkauf und Schnitttechniken)
- Ideal für: Gesellige Runden ab 4 Personen
- Besonderheit: Interaktives Kochen mit direkter Kontrolle über den Gargrad
- Schlüssel-Tipp: Fleisch zwingend quer zur Faser schneiden, um Zähigkeit auf der Grillplatte zu vermeiden.
Die Physik des Schmelzens: Warum Raclette funktioniert
Beim Raclette geht es primär um das kontrollierte Schmelzen von Käse unter Einwirkung von Oberhitze. Ein hochwertiger Raclette-Käse besitzt einen Fettgehalt von meist mindestens 45 % bis 50 % Fett i. Tr. (in der Trockenmasse). Dieses Fett dient als Geschmacksträger und sorgt für die notwendige Schmelzfähigkeit. Wird der Käse erhitzt, verflüssigt sich das Fettgerüst, während das Proteinnetzwerk (Casein) flexibel bleibt, ohne sofort zu reißen oder auszuölen. Dies unterscheidet Raclette-Käse von Hartkäsesorten wie Parmesan, die bei Hitze klumpen können. Die Kombination mit säurehaltigen Beilagen wie Cornichons oder Silberzwiebeln ist nicht nur Tradition, sondern physiologisch sinnvoll: Die Säure hilft, das fette Mundgefühl zu neutralisieren und regt die Verdauung an.
Zutatenkunde: Qualität entscheidet über das Ergebnis
Der Käse: Rinde und Reifung
Die Auswahl des Käses definiert den Charakter des Essens. Du hast die Wahl zwischen milden, pasteurisierten Sorten und kräftigem Rohmilchkäse. Ein häufiger Fehler ist die falsche Handhabung der Rinde. Bei traditionell hergestelltem Raclette-Käse wird die Rinde während der Reifung mit Salzlake und Rotschmierebakterien (Brevibacterium linens) gepflegt, was sie essbar und aromatisch macht.
Wichtiger Hinweis zur Rinde
Prüfe vor dem Verzehr unbedingt die Verpackung. Ist der Käse mit dem Konservierungsstoff Natamycin (E 235) behandelt, muss die Rinde zwingend entfernt werden, da dieser Stoff nicht zum Verzehr geeignet ist. Bei „Rinde zum Verzehr geeignet“-Kennzeichnung kann sie dranbleiben und sorgt für eine knusprige Textur beim Überbacken.
Die Kartoffel: Festkochend vs. Mehlig
Für Raclette sind festkochende Kartoffelsorten (Typ A oder A-B, z.B. Drillinge, Linda oder Bamberger Hörnchen) technisch notwendig. Diese Sorten haben einen niedrigeren Stärkegehalt. Die Zellen bleiben beim Kochen intakt, wodurch die Kartoffel schnittfest bleibt. Mehlige Kartoffeln würden beim Schneiden auf dem Teller zerfallen und sich unvorteilhaft mit dem geschmolzenen Käse vermischen. Das Kochen als Pellkartoffel schützt zudem die wasserlöslichen Vitamine und Mineralstoffe besser als bei geschälten Salzkartoffeln.
Fleischwahl: Rinderfilet
- Sehr zart und mager
- Benötigt nur extrem kurze Garzeit auf der Platte
- Entwickelt feine Röstaromen (Maillard-Reaktion)
Fleischwahl: Schweinefilet
- Muss für Lebensmittelsicherheit durchgegart werden
- Gefahr des Austrocknens bei zu langer Hitze
- Geschmacklich milder, benötigt mehr Würzung
Zubereitung und Technik am Tisch
Die Vorbereitung der Zutaten, das sogenannte Mise en place, entscheidet über den Fluss des Abends. Da die Grillplatte eines Raclette-Geräts oft nicht die gleiche Hitzeleistung wie eine gusseiserne Pfanne auf dem Herd erreicht, müssen die Zutaten entsprechend angepasst werden.
Fleisch und Gemüse richtig schneiden
Das Rinderfilet und der Speck müssen dünn geschnitten werden. Dicke Fleischstücke würden auf der elektrischen Grillplatte zu lange brauchen, um im Kern zu garen, während sie außen bereits trocken werden. Schneide das Fleisch in dünne Streifen oder Medaillons. Auch das Gemüse (Paprika, Champignons) sollte in kleine Würfel oder feine Scheiben geschnitten werden. Grobe Stücke garen im Pfännchen unter dem Käse nicht vollständig durch, da die Hitze dort primär von oben kommt und durch den Käse isoliert wird.
Profi-Tipp: Temperaturmanagement
Nimm das Fleisch etwa 30 Minuten vor dem Essen aus dem Kühlschrank. Wenn zu kaltes Fleisch auf die heiße Stein- oder Metallplatte gelegt wird, sinkt die Oberflächentemperatur des Grills schlagartig ab. Das Fleisch beginnt zu kochen statt zu braten, und die gewünschten Röstaromen bleiben aus.
Reihenfolge im Pfännchen
Die Schichtung im Pfännchen beeinflusst das Garergebnis. Lege Zutaten, die Hitze benötigen (wie rohe Pilze, Speck oder Zwiebeln), nach unten oder brate sie kurz auf der oberen Platte an, bevor sie ins Pfännchen kommen. Zutaten, die lediglich erwärmt werden müssen (wie Mais oder vorgegarte Kartoffelscheiben), können direkt mit Käse belegt werden. Der Käse fungiert als Isolator: Alles, was unter dem Käse liegt, wird eher gedämpft als gebacken.
Variationen, Lagerung und Resteverwertung
Mögliche Variationen
Neben den klassischen Zutaten lassen sich Variationen durch Marinaden oder alternative Proteinquellen erzeugen. Garnelen oder Tofu eignen sich ebenfalls für die Grillplatte, benötigen jedoch angepasste Garzeiten. Marinierte Zutaten sollten vor dem Auflegen auf den Stein trockengetupft werden, da tropfende Marinade auf dem Heizstab zu unangenehmer Rauchentwicklung führt.
Aufbewahren und Einfrieren
Übrig gebliebener Raclette-Käse lässt sich im Kühlschrank luftdicht verpackt etwa 5–7 Tage lagern. Du kannst Raclette-Käse einfrieren, musst jedoch beachten, dass sich die Struktur durch die Eiskristallbildung verändert. Nach dem Auftauen ist der Käse bröckelig und eignet sich nicht mehr für das klassische Raclette, wohl aber hervorragend für Gratins oder Käsesaucen, wo die Textur zweitrangig ist.
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Wie viel Raclette-Käse rechne ich pro Person?
Für einen normalen Esser solltest du mit 200 bis 250 Gramm Käse kalkulieren. Das entspricht etwa 7 bis 9 Scheiben bei handelsüblichen Packungen. Bei sehr guten Essern oder wenn wenige sättigende Beilagen (wie Kartoffeln und Brot) verzehrt werden, kann die Menge auf 300 Gramm erhöht werden.
Kann man Raclette-Käse durch anderen Käse ersetzen?
Ja, solange der Käse gute Schmelzeigenschaften besitzt und einen Fettgehalt von mindestens 45 % Fett i. Tr. aufweist. Gute Alternativen sind Gouda (mittelalt), Cheddar, Tilsiter oder Bergkäse. Mozzarella schmilzt zwar gut, zieht aber Fäden und ist geschmacklich sehr mild, weshalb er kräftig gewürzt werden muss.
Warum wird das Fleisch auf der Raclette-Platte manchmal zäh?
Dies hat oft zwei Ursachen: Erstens eine zu geringe Hitze der Platte, wodurch das Fleisch kocht statt brät. Zweitens eine zu lange Gardauer. Da Rinderfilet sehr mager ist, trocknet es bei Übergaren sofort aus. Schneide das Fleisch dünner und gare es nur kurz und heiß an.




