Roastbeef zubereiten: So gelingt es außen knusprig und innen saftig

Mario Wormuth
Erstellt von: Mario Wormuth
31 Minuten Lesezeit

Schnellanleitung

⏱️ Vorbereitung: 20 Min. + 1-2 Std. Temperieren 🔥 Zubereitung: ca. 1,5 – 2 Std. 📊 Schwierigkeit: Mittel
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    Temperieren: Das Roastbeef (ca. 1 kg) aus dem Kühlschrank nehmen und 1-2 Stunden bei Raumtemperatur liegen lassen. 💡 Tipp: Ein gleichmäßig temperiertes Fleisch gart deutlich ebenmäßiger.
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    Vorbereiten & Würzen: Den Fettrand rautenförmig einschneiden (nicht ins Fleisch!). Das Fleisch rundherum kräftig mit grobem Salz und frisch gemahlenem Pfeffer einreiben. ⏱️ 5 Min.
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    Scharf anbraten: Ofen auf 120 °C (Ober-/Unterhitze) vorheizen. In einer ofenfesten Pfanne hocherhitzbares Öl (z.B. Rapsöl) stark erhitzen und das Roastbeef von allen Seiten kräftig anbraten, bis eine goldbraune Kruste entsteht. ⏱️ 10 Min.
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    Im Ofen garen: Ein Fleischthermometer in die dickste Stelle des Fleisches stecken. Das Roastbeef in der Pfanne oder auf einem Gitter im Ofen garen, bis die gewünschte Kerntemperatur erreicht ist (z.B. 54 °C für Medium Rare). ⏱️ ca. 1,5 Std.
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    Ruhen lassen: Das fertige Roastbeef aus dem Ofen nehmen, locker mit Alufolie abdecken und an einem warmen Ort für 15-20 Minuten ruhen lassen. Die Kerntemperatur steigt dabei noch um einige Grad an. ⏱️ 15-20 Min.
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    Aufschneiden: Das Roastbeef mit einem scharfen Messer quer zur Faser in dünne Scheiben schneiden und sofort servieren. 💡 Tipp: Die Fleischfasern verlaufen längs. Ein Schnitt dagegen macht das Fleisch zarter.
⚠️ Wichtig: Die Verwendung eines Fleischthermometers ist für ein präzises Garergebnis unerlässlich!

Roastbeef gehört zu den Klassikern der anspruchsvollen Küche und ist bei vielen ein Symbol für ein festliches Mahl. Ein perfekt zubereitetes Stück Fleisch, das außen eine würzige, knusprige Kruste aufweist und innen zartrosa, saftig und butterweich ist, stellt den Höhepunkt jedes Menüs dar. Doch die Zubereitung wird oft mit großem Respekt betrachtet, da die Angst vor einem trockenen oder zähen Ergebnis groß ist. Dabei ist die Herstellung eines erstklassigen Roastbeefs weniger eine Frage von Magie als vielmehr von Wissen über das richtige Fleisch, die passende Technik und das Verständnis für die physikalischen Prozesse, die während des Garens ablaufen.

Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der sorgfältigen Kontrolle mehrerer Faktoren. Es beginnt bei der Auswahl eines hochwertigen Fleischstücks beim Metzger des Vertrauens und setzt sich fort über die durchdachte Vorbereitung, die Wahl der richtigen Garmethode bis hin zur entscheidenden Ruhephase nach dem Braten. Jeder dieser Schritte trägt maßgeblich dazu bei, dass die Muskelfasern entspannt bleiben, der Fleischsaft erhalten bleibt und sich die Aromen voll entfalten können. Wer die grundlegenden Prinzipien versteht – von der Bedeutung der Kerntemperatur bis zur Notwendigkeit, das Fleisch ruhen zu lassen – kann auch ohne jahrelange Kocherfahrung ein beeindruckendes Ergebnis erzielen.

Dieser Artikel beleuchtet alle relevanten Aspekte der Roastbeef-Zubereitung im Detail. Er erklärt, welche Fleischstücke sich eignen, wie man sie fachgerecht vorbereitet, stellt verschiedene Garmethoden vor und erläutert, warum ein Fleischthermometer das wichtigste Werkzeug für dieses Gericht ist. Zudem werden häufige Fehler aufgezeigt und praktische Lösungsansätze geboten, damit das nächste Roastbeef garantiert gelingt und zum kulinarischen Highlight wird.

Das Wichtigste auf einen Blick

  • Fleischauswahl: Die Qualität des Fleisches ist entscheidend. Geeignet sind Stücke aus dem hinteren Rinderrücken wie das Roastbeef (auch Strip Loin oder Rumpsteak genannt) oder die Hohe Rippe (Rib-Eye).
  • Vorbereitung: Das Fleisch muss vor dem Braten Raumtemperatur annehmen, um gleichmäßig zu garen. Das Würzen mit Salz und Pfeffer ist die klassische und oft beste Methode.
  • Temperaturkontrolle: Ein Fleischthermometer ist unerlässlich. Nur so lässt sich der gewünschte Garpunkt (z.B. Medium Rare bei 54-56 °C) präzise treffen.
  • Die Ruhephase: Nach dem Garen muss das Roastbeef mindestens 15 Minuten ruhen. In dieser Zeit verteilen sich die Fleischsäfte neu, was für maximale Saftigkeit sorgt.
  • Richtiges Aufschneiden: Das Fleisch wird immer quer zur Faser aufgeschnitten. Dies durchtrennt die langen Muskelfasern und macht die Scheiben besonders zart.

Die Wahl des richtigen Fleisches: Die Basis für gelungenes Roastbeef

Der Grundstein für ein exzellentes Roastbeef wird bereits an der Fleischtheke gelegt. Die Qualität und das richtige Teilstück des Rindes sind von entscheidender Bedeutung und können den Unterschied zwischen einem zähen, trockenen Braten und einem butterweichen, saftigen Genuss ausmachen. Nicht jedes Stück Rindfleisch eignet sich für diese Zubereitungsart. Für Roastbeef werden typischerweise zarte, gut marmorierte Muskelpartien aus dem Rücken des Rindes verwendet, die wenig Bindegewebe enthalten und sich daher für kurze Garzeiten bei trockener Hitze eignen. Das klassische Roastbeef-Stück, auch als Strip Loin, Rumpsteak am Stück oder in Österreich als Beiried bekannt, stammt aus dem hinteren Rinderrücken. Es zeichnet sich durch einen markanten, festen Fettdeckel und eine feine Marmorierung aus, die das Fleisch während des Garens saftig hält.

Eine hervorragende Alternative ist die Hohe Rippe, aus der auch die beliebten Rib-Eye-Steaks geschnitten werden. Dieses Stück sitzt weiter vorne am Rücken und ist noch intensiver marmoriert. Das charakteristische Fettauge in der Mitte schmilzt beim Garen langsam und verleiht dem Fleisch einen besonders reichen, buttrigen Geschmack. Ein Braten aus der Hohen Rippe ist oft noch saftiger als das klassische Roastbeef, aber auch etwas fettreicher. Ein weiteres geeignetes Stück ist die Rinderhüfte (Sirloin). Sie ist magerer als die beiden erstgenannten Stücke, aber bei guter Qualität dennoch sehr zart. Hier ist es besonders wichtig, den Garpunkt exakt zu treffen, um ein Austrocknen zu vermeiden.

Unabhängig vom Teilstück sind bestimmte Qualitätsmerkmale entscheidend. Eine gute Marmorierung, also feine Fettäderchen, die das Muskelfleisch durchziehen, ist das wichtigste Kriterium. Dieses intramuskuläre Fett schmilzt beim Garen und sorgt für Saftigkeit und Geschmack. Das Fleisch sollte eine kräftige, kirschrote Farbe haben und nicht blass oder gräulich wirken. Der Fettdeckel sollte weiß bis cremefarben und fest sein. Ein weiterer Aspekt ist die Reifung. Gut gereiftes Fleisch (Dry-Aged oder Wet-Aged) ist deutlich zarter und aromatischer als frisches Schlachtfleisch. Ein vertrauenswürdiger Metzger kann hierzu beraten und die Herkunft sowie die Reifedauer des Fleisches erläutern.

Gut zu wissen: Was bedeutet Marmorierung?

Marmorierung bezeichnet das feine Netzwerk aus intramuskulärem Fett, das sich wie ein Marmormuster durch das magere Muskelfleisch zieht. Dieses Fett ist nicht zu verwechseln mit dem dicken Fettdeckel an der Außenseite. Während des Garens schmilzt dieses Fett langsam, macht das Fleisch saftig, transportiert Aromen und sorgt für eine besonders zarte Textur. Rinderrassen wie Angus oder Wagyu sind für ihre ausgeprägte Marmorierung bekannt.

Fleischstück Eigenschaften Ideal für
Roastbeef / Strip Loin Klassiker, feine Marmorierung, fester Fettdeckel, ausgewogener Geschmack. Ein traditionelles, saftiges Roastbeef mit einer knusprigen Kruste.
Hohe Rippe / Rib-Eye Sehr starke Marmorierung, ausgeprägtes Fettauge, intensiv-buttriger Geschmack. ✓ Besonders saftige und geschmacksintensive Braten, die fast von alleine zart werden.
Hüfte / Sirloin Magerer, feinfaserig, weniger Fett, aber bei guter Qualität sehr zart. Ein magereres Roastbeef, bei dem die präzise Kontrolle der Kerntemperatur entscheidend ist.

Die Vorbereitung: Mehr als nur Salzen und Pfeffern

Eine sorgfältige Vorbereitung ist der zweite entscheidende Schritt auf dem Weg zu einem perfekten Roastbeef. Sie stellt sicher, dass das Fleisch gleichmäßig gart, eine aromatische Kruste entwickelt und sein volles Geschmackspotenzial entfalten kann. Der wohl wichtigste, aber oft vernachlässigte Schritt ist das Temperieren des Fleisches. Das Roastbeef sollte mindestens ein bis zwei Stunden vor der Zubereitung aus dem Kühlschrank genommen werden, damit es Raumtemperatur annehmen kann. Wird ein kaltes Stück Fleisch direkt in die heiße Pfanne oder den Ofen gegeben, gart es ungleichmäßig. Die äußeren Schichten werden schnell übergart und trocken, während der Kern noch roh ist. Durch das Temperieren wird dieser Temperaturunterschied minimiert, was zu einem viel ebenmäßigeren rosa Kern und einem schmaleren grauen Rand führt.

Anschließend widmet man sich dem Parieren und Vorbereiten des Fettdeckels. Falls der Metzger dies nicht bereits erledigt hat, werden überschüssige Sehnen oder lose Fettstücke entfernt. Der Fettdeckel selbst sollte jedoch unbedingt am Fleisch verbleiben, da er als Schutzschild gegen Austrocknung dient und Geschmack abgibt. Es hat sich bewährt, den Fettdeckel mit einem scharfen Messer rautenförmig einzuschneiden. Dabei ist darauf zu achten, dass man nur in das Fett und nicht in das darunterliegende Fleisch schneidet. Durch die Einschnitte kann das Fett besser ausbraten, die entstehende Kruste wird besonders knusprig und das Salz kann tiefer in die Oberfläche eindringen.

Das Würzen ist ein weiterer zentraler Punkt. Bei einem hochwertigen Stück Fleisch ist oft weniger mehr. Eine kräftige Würzung mit grobem Meersalz und frisch gemahlenem schwarzem Pfeffer ist für klassisches Roastbeef völlig ausreichend. Die Frage nach dem richtigen Zeitpunkt des Salzens wird oft diskutiert. In der Praxis hat es sich bewährt, das Fleisch direkt vor dem Anbraten großzügig zu salzen. Das Salz entzieht der Oberfläche kurzzeitig Feuchtigkeit, was eine intensivere Maillard-Reaktion und somit eine bessere Kruste fördert. Wer es aromatischer mag, kann das Fleisch zusätzlich mit zerdrückten Knoblauchzehen, Rosmarinzweigen oder Thymian einreiben. Um dem Braten eine gleichmäßige, zylindrische Form zu geben und ein gleichmäßiges Garen zu unterstützen, kann es sinnvoll sein, das Roastbeef mit Küchengarn zu binden. Dies ist besonders bei ungleichmäßig geformten Stücken oder bei der Hohen Rippe empfehlenswert.

Profi-Tipp: Trocken tupfen für die perfekte Kruste

Bevor das Fleisch in die heiße Pfanne kommt, sollte seine Oberfläche vollständig trocken sein. Überschüssige Feuchtigkeit mit Küchenpapier sorgfältig abtupfen. Wasser an der Oberfläche würde beim Anbraten verdampfen und das Fleisch eher kochen als braten. Eine trockene Oberfläche ist die Voraussetzung für eine schnelle und intensive Bräunung (Maillard-Reaktion) und damit für eine knusprige, geschmacksintensive Kruste.

  • Temperieren: 1-2 Stunden bei Raumtemperatur für gleichmäßiges Garen.
  • Parieren: Fettdeckel rautenförmig einschneiden (nur das Fett!).
  • Würzen: Kräftig mit grobem Salz und Pfeffer direkt vor dem Anbraten.
  • Binden: Mit Küchengarn für eine gleichmäßige Form sorgen.

Die Garmethoden: Von klassisch bis modern

Nach der sorgfältigen Vorbereitung kommt der entscheidende Garprozess. Es gibt verschiedene Methoden, um ein Roastbeef zuzubereiten, die alle zu exzellenten Ergebnissen führen können, sich jedoch in Aufwand, Zeit und Ergebnis leicht unterscheiden. Die Wahl der Methode hängt von der persönlichen Vorliebe und der verfügbaren Küchenausstattung ab. Allen Methoden ist gemein, dass sie auf eine Kombination aus starker Anfangs- oder Endhitze für die Kruste und einer kontrollierten, moderaten Hitze für das Garen des Kerns setzen. Die präzise Überwachung der Kerntemperatur mit einem Fleischthermometer ist bei jeder Methode unerlässlich.

Methode 1: Klassisch Anbraten und im Ofen garen

Dies ist die traditionellste und am weitesten verbreitete Methode. Zuerst wird der Ofen auf eine moderate Temperatur von etwa 120-140 °C (Ober-/Unterhitze) vorgeheizt. Währenddessen wird in einer schweren, ofenfesten Pfanne (vorzugsweise aus Gusseisen) hocherhitzbares Öl oder Butterschmalz stark erhitzt. Das vorbereitete Roastbeef wird nun von allen Seiten, einschließlich der Enden, scharf angebraten. Dieser Vorgang dauert etwa 8-10 Minuten und dient ausschließlich der Bildung einer aromatischen, braunen Kruste durch die sogenannte Maillard-Reaktion. Anschließend wird die Pfanne direkt in den vorgeheizten Ofen gestellt oder das Fleisch auf ein Gitterrost über einer Fettpfanne gelegt. Nun gart das Roastbeef langsam bis zur gewünschten Kerntemperatur. Diese Methode ist zuverlässig und erzeugt intensive Röstaromen.

Methode 2: Rückwärtsgaren (Reverse Sear)

Das Rückwärtsgaren ist eine moderne Technik, die bei vielen Köchen immer beliebter wird. Hier wird die klassische Reihenfolge umgekehrt. Das Fleisch wird zuerst bei sehr niedriger Temperatur (ca. 80-100 °C) im Ofen langsam auf eine Kerntemperatur gebracht, die einige Grad unter der finalen Zieltemperatur liegt. Dieser Prozess kann je nach Größe des Bratens mehrere Stunden dauern. Der Vorteil: Das Fleisch gart extrem schonend und gleichmäßig, was zu einem durchgehend rosa Kern ohne grauen Rand führt. Erst wenn die gewünschte Temperatur fast erreicht ist, wird das Roastbeef aus dem Ofen genommen und in einer extrem heißen Pfanne mit etwas Fett für nur 1-2 Minuten pro Seite scharf angebraten, um die Kruste zu erzeugen. Das Ergebnis ist oft noch zarter und gleichmäßiger gegart als bei der klassischen Methode.

Achtung: Starke Rauchentwicklung beim Anbraten

Sowohl beim klassischen Anbraten als auch beim finalen Anbraten der Reverse-Sear-Methode werden sehr hohe Temperaturen benötigt. Dies führt unweigerlich zu einer starken Rauch- und Geruchsentwicklung. Es ist wichtig, für eine gute Belüftung in der Küche zu sorgen, indem man die Dunstabzugshaube auf die höchste Stufe stellt und idealerweise ein Fenster öffnet. Verwenden Sie ausschließlich Fette mit einem hohen Rauchpunkt wie Rapsöl, Sonnenblumenöl oder Butterschmalz.

Methode 3: Sous-Vide für garantierte Ergebnisse

Die Sous-Vide-Methode bietet die höchste Kontrolle und garantiert reproduzierbare Ergebnisse. Das gewürzte Fleisch wird vakuumiert und in einem Wasserbad bei exakt der gewünschten finalen Kerntemperatur (z.B. 55 °C für Medium Rare) für mehrere Stunden gegart. Im Wasserbad kann das Fleisch nicht übergaren, es wird durch und durch perfekt auf den Punkt gebracht. Nach dem Garen im Wasserbad wird das Fleisch aus dem Beutel genommen, trocken getupft und, ähnlich wie beim Rückwärtsgaren, in einer sehr heißen Pfanne kurz und scharf angebraten, um eine Kruste zu erzeugen. Diese Methode ist zwar zeitaufwendiger und erfordert spezielle Geräte, liefert aber unübertroffen zarte und gleichmäßig gegarte Ergebnisse.

Kerntemperaturen und Gargrade: Den Garpunkt exakt bestimmen

Der Unterschied zwischen einem perfekten Roastbeef und einer Enttäuschung liegt oft nur in wenigen Grad Celsius. Die exakte Kontrolle der Kerntemperatur ist daher der wichtigste Faktor während des gesamten Garprozesses. Methoden wie der Daumenballen-Test sind für einen großen Braten unzuverlässig und führen selten zu präzisen Ergebnissen. Die Investition in ein digitales Fleischthermometer ist für die Zubereitung von Roastbeef absolut unerlässlich. Es ermöglicht, den Garprozess zu überwachen, ohne das Fleisch anschneiden zu müssen, und den perfekten Moment zum Herausnehmen aus dem Ofen zu bestimmen.

Das Thermometer wird vor dem Garen im Ofen in die dickste Stelle des Fleischstücks eingeführt, wobei darauf zu achten ist, dass die Spitze nicht auf Knochen oder große Fettansammlungen trifft. Die gewünschte Kerntemperatur hängt vom persönlichen Geschmack ab. Die gängigsten Gargrade für Roastbeef sind Rare (blutig), Medium Rare (rosa/blutig), Medium (rosa) und Well Done (durchgebraten). Für das saftigste und zarteste Ergebnis wird in der Regel ein Garpunkt zwischen Medium Rare und Medium empfohlen. Ein durchgebratenes Roastbeef verliert an Saftigkeit und Zartheit, da die Muskelfasern bei höheren Temperaturen stark kontrahieren und viel Flüssigkeit abgeben.

Ein entscheidender physikalischer Prozess, der berücksichtigt werden muss, ist das sogenannte „Carry-over Cooking“ oder Nachgaren. Nachdem das Roastbeef aus dem Ofen genommen wurde, gart es durch die gespeicherte Hitze in den äußeren Schichten weiter. Die Kerntemperatur kann während der Ruhephase um weitere 2 bis 5 °C ansteigen. Aus diesem Grund sollte das Fleisch immer aus dem Ofen genommen werden, wenn die Kerntemperatur etwa 3-5 °C *unter* der eigentlichen Zieltemperatur liegt. Wer beispielsweise ein perfektes Medium-Ergebnis mit einer finalen Temperatur von 60 °C anstrebt, sollte den Braten bereits bei 55-57 °C aus dem Ofen nehmen.

Gut zu wissen: Der Prozess des Nachgarens (Carry-over Cooking)

Die äußeren Schichten eines Bratens sind deutlich heißer als der Kern. Wenn der Braten aus der Hitzequelle entfernt wird, wandert diese Restwärme langsam nach innen weiter und erhöht die Kerntemperatur. Je höher die Ofentemperatur war, desto stärker ist dieser Effekt. Bei niedrigen Gartemperaturen (z.B. beim Rückwärtsgaren) ist der Nachgareffekt geringer als bei der klassischen Methode mit höherer Temperatur.

Gargrad Beschreibung Temperatur aus dem Ofen Finale Temperatur nach dem Ruhen
Rare (blutig) Kühl, leuchtend roter Kern 45-48 °C 49-52 °C
Medium Rare (rosa/blutig) Warm, rot-rosa Kern, sehr saftig 52-54 °C 55-57 °C
Medium (rosa) Durchgehend warmer, rosa Kern 55-58 °C 58-62 °C
Medium Well (leicht rosa) Nur noch ein Hauch von Rosa im Kern 60-64 °C 63-66 °C
Well Done (durch) Kein Rosa mehr, durchgehend grau-braun 65-68 °C > 68 °C

Die Ruhephase: Der entscheidende Schritt für Saftigkeit

Nachdem das Roastbeef die gewünschte Kerntemperatur erreicht hat, folgt ein Schritt, der für das Endergebnis ebenso entscheidend ist wie das Garen selbst: die Ruhephase. Viele begehen den Fehler, den duftenden Braten direkt aus dem Ofen zu nehmen und sofort anzuschneiden. Das Ergebnis ist vorhersehbar: Ein Großteil des wertvollen Fleischsaftes tritt aus, sammelt sich auf dem Schneidebrett und das Fleisch wird trocken und weniger zart. Die Ruhephase ist keine optionale Empfehlung, sondern ein physikalisch notwendiger Prozess, um die Saftigkeit des Fleisches zu maximieren.

Während des Garens ziehen sich die Muskelfasern durch die Hitze zusammen und pressen den Fleischsaft in die Mitte des Bratens. Würde man das Fleisch in diesem Zustand anschneiden, würde der unter hohem Druck stehende Saft sofort entweichen. Während der Ruhephase entspannen sich die Muskelfasern wieder. Der Fleischsaft, der sich im Kern konzentriert hat, bekommt Zeit, sich wieder gleichmäßig im gesamten Braten zu verteilen und wird von den Fasern reabsorbiert. Dieser Vorgang sorgt dafür, dass jeder Bissen saftig ist und das Fleisch auf der Zunge zergeht. Man kann sich das wie einen Schwamm vorstellen: Drückt man ihn zusammen, tritt Wasser aus. Lässt man ihn los, saugt er das Wasser wieder auf.

Als Faustregel gilt, dass ein Braten etwa 15 bis 20 Minuten ruhen sollte. Eine andere gängige Empfehlung lautet, das Fleisch etwa ein Drittel bis die Hälfte der gesamten Garzeit ruhen zu lassen. Das Roastbeef wird dazu aus der Pfanne oder vom Blech genommen und an einen warmen Ort gelegt, beispielsweise auf ein Holzbrett. Wichtig ist, es nur locker mit einem Stück Alufolie abzudecken. Wickelt man es fest in Folie ein, entsteht unter der Folie Dampf. Dieser Dampf würde die mühsam erzeugte knusprige Kruste aufweichen und sie matschig machen. Das lose Abdecken schützt das Fleisch vor dem zu schnellen Auskühlen, lässt aber gleichzeitig den Dampf entweichen. Während dieser Zeit steigt, wie bereits erwähnt, die Kerntemperatur noch um einige Grad an – ein Effekt, der bei der Planung des Garpunktes berücksichtigt werden muss.

Profi-Tipp: Den austretenden Fleischsaft nutzen

Auch bei einem perfekt geruhten Braten tritt beim Aufschneiden immer noch eine kleine Menge Fleischsaft aus. Dieser Saft ist pures Aroma und viel zu schade, um ihn wegzuwischen. Man fängt ihn am besten auf einem Schneidebrett mit Saftrille auf und verwendet ihn, um eine schnelle Sauce oder Jus anzusetzen. Einfach den Saft mit etwas Rinderfond, einem Schuss Rotwein und kalter Butter in einem kleinen Topf aufkochen und binden – eine perfekte Begleitung zum Roastbeef.

  • Warum ruhen lassen? Damit sich die Fleischsäfte gleichmäßig verteilen und das Fleisch saftig bleibt.
  • Wie lange? Mindestens 15-20 Minuten für einen 1-1,5 kg Braten.
  • Wie ruhen lassen? Auf einem Brett, locker mit Alufolie abgedeckt, um die Kruste knusprig zu halten.
  • Was passiert dabei? Die Muskelfasern entspannen sich, und die Kerntemperatur steigt noch um 2-5 °C an.

Das richtige Aufschneiden und Servieren

Der letzte Schritt vor dem Genuss ist das fachgerechte Aufschneiden des geruhten Roastbeefs. Auch hier kann ein kleiner Fehler die ganze Mühe zunichtemachen. Die goldene Regel lautet: Fleisch immer quer zur Faser schneiden. Die Muskeln im Fleisch bestehen aus langen, parallel verlaufenden Faserbündeln. Schneidet man entlang dieser Fasern, erhält man lange, zähe Stränge, die schwer zu kauen sind. Schneidet man hingegen quer dazu, werden diese langen Fasern in kurze Stücke durchtrennt. Das Ergebnis sind Scheiben, die sich am Gaumen unglaublich zart anfühlen, selbst wenn das Fleisch nicht perfekt gegart sein sollte.

Um die Richtung der Fleischfasern zu erkennen, betrachtet man die Oberfläche des rohen oder gegarten Fleisches genau. Man kann meist die feinen Linien erkennen, die in eine bestimmte Richtung verlaufen. Das Messer wird dann im 90-Grad-Winkel zu diesen Linien angesetzt. Bei einem großen Braten kann sich die Faserrichtung innerhalb des Stückes ändern, daher ist es ratsam, vor jedem Schnitt die Orientierung kurz zu prüfen. Das richtige Werkzeug ist ebenfalls entscheidend. Ein langes, sehr scharfes Messer ohne Wellenschliff, ein sogenanntes Tranchiermesser, ist ideal. Es ermöglicht, mit einem einzigen, langen Zug saubere Scheiben zu schneiden, ohne das Fleisch zu zerreißen oder zu quetschen.

Die Dicke der Scheiben ist Geschmackssache. Klassischerweise wird Roastbeef relativ dünn aufgeschnitten. Dies unterstreicht die Zartheit und macht es vielseitig einsetzbar. Warm serviert, passt es hervorragend zu kräftigen Saucen wie einer Rotwein-Jus, Sauce béarnaise oder einer einfachen Bratensauce. Klassische Beilagen sind Kartoffelgratin, Bratkartoffeln, Yorkshire Pudding oder Speckbohnen. Kaltes Roastbeef, in hauchdünne Scheiben geschnitten, ist ein Genuss auf Sandwiches, oft begleitet von Remouladensauce, Meerrettich und Röstzwiebeln. Die Präsentation spielt ebenfalls eine Rolle: Die aufgeschnittenen Scheiben werden fächerförmig auf einer vorgewärmten Platte angerichtet, um ein schnelles Auskühlen zu verhindern.

Gut zu wissen: Yorkshire Pudding – Der klassische Begleiter

Yorkshire Pudding ist eine traditionelle britische Beilage zu Roastbeef. Es handelt sich um ein einfaches Backwerk aus einem Teig, der dem von Pfannkuchen ähnelt (Mehl, Eier, Milch). Der Teig wird in eine sehr heiße, mit Rinderfett gefüllte Form gegeben und im Ofen gebacken, wo er luftig aufgeht. Der Pudding saugt den Bratensaft perfekt auf und ergänzt das Fleisch ideal.

Häufige Fehler bei der Zubereitung von Roastbeef vermeiden

Trotz bester Absichten können bei der Zubereitung von Roastbeef einige Dinge schiefgehen. Die meisten Fehler sind jedoch leicht zu vermeiden, wenn man die zugrundeliegenden Ursachen kennt. Ein häufiges Problem ist ein ungleichmäßig gegartes Fleisch mit einem dicken grauen Rand. Dies geschieht fast immer, wenn das Fleisch direkt aus dem Kühlschrank in die Hitze kommt. Ohne das wichtige Temperieren garen die äußeren Schichten zu schnell, während der Kern noch kalt ist. Die Lösung ist einfach: Dem Fleisch genügend Zeit (1-2 Stunden) geben, um Raumtemperatur anzunehmen.

Ein weiterer Fehler ist eine blasse, schlaffe Kruste anstelle einer knusprigen, aromatischen Oberfläche. Die Ursachen hierfür können vielfältig sein: Die Pfanne war beim Anbraten nicht heiß genug, die Oberfläche des Fleisches war zu feucht oder es wurde zu wenig Fett verwendet. Um eine perfekte Maillard-Reaktion zu erzielen, muss die Pfanne rauchend heiß sein, das Fleisch absolut trocken getupft und ein hocherhitzbares Fett wie Rapsöl oder Butterschmalz verwendet werden.

Der wohl gravierendste Fehler ist das Übergaren des Fleisches. Ein trockenes, graues Roastbeef ist das Resultat einer zu hohen Kerntemperatur. Dies geschieht fast ausschließlich, wenn ohne Fleischthermometer „nach Gefühl“ oder nach pauschalen Zeitangaben gegart wird. Jedes Stück Fleisch ist anders und jeder Ofen heizt unterschiedlich. Nur die konstante Überwachung der Kerntemperatur garantiert, dass der Braten genau zum richtigen Zeitpunkt aus dem Ofen kommt. Ebenso kritisch ist das überspringen der Ruhephase. Wer das Fleisch direkt nach dem Garen anschneidet, verliert einen Großteil des kostbaren Fleischsafts, was zu einem trockeneren Ergebnis führt. Geduld ist hier eine Tugend, die sich in maximaler Saftigkeit auszahlt.

Problem Mögliche Ursache Lösung
Fleisch ist trocken und zäh Übergart (Kerntemperatur zu hoch) oder falscher Schnitt (mit der Faser). Immer ein Fleischthermometer verwenden und auf die Zieltemperatur achten. Nach dem Ruhen konsequent quer zur Faser schneiden.
Dicker grauer Rand, Kern noch roh Fleisch war zu kalt vor dem Anbraten; Ofentemperatur war zu hoch. Fleisch 1-2 Stunden temperieren. Niedrigere Ofentemperatur (max. 120-140 °C) für schonenderes Garen wählen. ✓
Kruste ist nicht knusprig Pfanne nicht heiß genug; Fleischoberfläche war feucht. Pfanne stark vorheizen, bis das Fett fast raucht. Fleisch vorher gründlich trocken tupfen.
Viel Saft auf dem Schneidebrett Ruhephase wurde übersprungen oder war zu kurz. Dem Braten nach dem Garen mindestens 15-20 Minuten Zeit zum Ruhen geben, bevor er angeschnitten wird.

Häufige Fragen zum Thema

Wie viel Roastbeef wird pro Person benötigt?

Die benötigte Menge hängt davon ab, ob das Roastbeef als Hauptgang mit vielen Beilagen oder als Teil eines Buffets serviert wird. Als Faustregel für einen Hauptgang rechnet man mit etwa 200 bis 250 Gramm rohem Fleisch pro Person. Wenn es viele sättigende Beilagen gibt, können auch 180 Gramm ausreichen. Für kaltes Roastbeef, beispielsweise für Sandwiches oder als Aufschnitt, plant man eher mit 100 bis 150 Gramm pro Person.

Kann man Roastbeef auch im Airfryer (Heißluftfritteuse) zubereiten?

Ja, die Zubereitung in einer Heißluftfritteuse ist möglich, eignet sich aber eher für kleinere Stücke bis etwa 800 Gramm. Das Fleisch wird wie gewohnt vorbereitet und scharf in einer Pfanne angebraten. Anschließend wird es in der Heißluftfritteuse bei ca. 120-140 °C bis zur gewünschten Kerntemperatur gegart. Der Vorteil ist die oft kürzere Garzeit durch die intensive Luftzirkulation. Auch hier ist die Verwendung eines Fleischthermometers unerlässlich.

Welches Öl eignet sich am besten zum Anbraten?

Zum scharfen Anbraten von Roastbeef werden Fette mit einem hohen Rauchpunkt benötigt. Öle wie natives Olivenöl extra sind ungeeignet, da sie bei hohen Temperaturen verbrennen und Bitterstoffe entwickeln. Ideal sind raffinierte Pflanzenöle wie Rapsöl oder Sonnenblumenöl, Butterschmalz oder geklärte Butter. Diese Fette können hoch erhitzt werden, ohne zu verbrennen, und sorgen für eine gleichmäßige, goldbraune Kruste.

Wie kann man übrig gebliebenes Roastbeef am besten verwenden?

Übrig gebliebenes Roastbeef ist äußerst vielseitig. Kalt und hauchdünn aufgeschnitten ist es die perfekte Grundlage für luxuriöse Sandwiches, oft mit Remoulade, Meerrettichcreme und Röstzwiebeln. Es kann auch in feine Streifen geschnitten und für Salate, Wraps oder asiatische Pfannengerichte verwendet werden. Eine weitere Möglichkeit ist die Zubereitung eines „Roastbeef-Haschees“ (Labskaus-ähnlich) mit Kartoffeln und Zwiebeln.

Fazit

Die Zubereitung eines perfekten Roastbeefs ist kein Hexenwerk, sondern das Ergebnis von fundiertem Wissen und der Beachtung einiger entscheidender Prinzipien. Der Erfolg beginnt nicht erst in der Küche, sondern bereits bei der bewussten Auswahl eines hochwertigen, gut marmorierten Stücks Fleisch. Die sorgfältige Vorbereitung, insbesondere das Temperieren des Fleisches, legt den Grundstein für ein gleichmäßiges Garergebnis. Während des Garprozesses ist die präzise Kontrolle der Kerntemperatur mithilfe eines Fleischthermometers der Garant für den gewünschten Garpunkt – ob blutig, rosa oder medium.

Ebenso unverzichtbar ist die anschließende Ruhephase. Sie sorgt dafür, dass sich die Fleischsäfte wieder im gesamten Braten verteilen und macht das Roastbeef unvergleichlich saftig. Schließlich rundet das korrekte Aufschneiden quer zur Faser das kulinarische Erlebnis ab, indem es für maximale Zartheit sorgt. Wer diese zentralen Schritte versteht und anwendet – von der Fleischauswahl über die Temperaturkontrolle bis zum Ruhen und Schneiden – wird zuverlässig ein Roastbeef zubereiten können, das außen eine herrlich knusprige Kruste und innen einen butterweichen, saftigen Kern besitzt und jeden Gast begeistert.

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Mario Wormuth
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Wir sind leidenschaftliche Pasta-Liebhaber und teilen hier unsere besten Rezepte, Kochtechniken und Tipps rund um die italienische Küche. Mit einer Liebe zu frischen Zutaten und traditionellen Zubereitungen bringen wir euch die Vielfalt der Pastagerichte direkt auf den Teller. Unser Ziel ist es, euch zu inspirieren, die italienische Küche zu Hause auf einfache Weise nachzukochen und zu genießen. Neben unserer Leidenschaft für Pasta betreiben wir auch weitere Blogs: Auf unserem Hunde-Blog teilen wir Tipps zur Pflege, Ernährung und dem Zusammenleben mit Hunden. Unser Liebe & Esoterik Blog bietet Einblicke in Beziehungen, Astrologie und spirituelle Themen. Für alle Pferdefreunde gibt es unseren Pferde-Blog, wo wir Wissen und Erfahrungsberichte rund um Reiten, Pferdehaltung und Training veröffentlichen. Egal, ob du auf der Suche nach neuen Rezepten bist oder dich für andere Themen interessierst – bei uns findest du spannende Artikel und wertvolle Tipps. Buon Appetito!
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